Bürger*innen Kölns nach wie vor engagiert

Etwa 60, meist schon in der Flüchtlingsarbeit aktive Bürger versammelten sich letzten Samstag zum Barcamp „Willkommenskultur in Köln“ in der Melanchthon-Akademie. Bereits seit September 2014 unterstützen die Akademie und das „Forum für Willkommenskultur“, eine Koop. von Flüchtlingsrat und Kölner Freiwilligen Agentur, das Netzwerktreffen für Kölner Willkommensinitiativen. Mittlerweile ist das offenere Format des Barcamps hinzugekommen, bei dem die Themen nicht vorab vom Veranstalter festgelegt, sondern zu Beginn von den Teilnehmern ausgehandelt werden.

Denn die Teilnehmer sind ja häufig die Experten, sie wissen am besten, welche Fragestellungen in der Praxis gerade akut sind. „Zum Thema Migration, Flucht und ihre Ursachen bietet die Melanchthon-Akademie schon lange Veranstaltungen an“, erklärt Joachim Ziefle, stellvertretender Leiter der Akademie. „Aber 2013/14 war plötzlich alles anders. Da hatten sich Bürger*innen an den unterschiedlichsten Stadtteilen Kölns unabhängig von Institutionen und Politik zusammengetan, um Flüchtlingen zu helfen. Mit den klassischen Formaten der Bildungsarbeit – etwa Informationen bereit stellen - kamen wir da nicht weiter. Wir wollten diesen Prozess mitorganisieren und moderieren.“

So einigte man sich zu Beginn des jüngsten Barcamps auf „Sessions“ – dem Pendant zu den altbekannten Workshops – zu Themen wie „Wohnen, „Politisch aktiv werden“ oder „Neue Ehrenamtler gewinnen“. Auffällig war die relativ große Zahl direkt betroffener Teilnehmer - rund 30 Prozent waren Geflüchtete, die mit Fragen wie Wohnungs- oder Arbeitsbeschaffung konfrontiert sind, aber auch mit der Frage der Teilhabe an der Gesellschaft. Ein ehrenamtliches Engagement etwa empfahl der Libanese Hussein Dirani, der seit zwei Jahren in Köln lebt, allen Geflüchteten. „Das fördert die Sprachkenntnisse und man kann Kontakte knüpfen. Vor allem hat man das Gefühl, Teil einer Gesellschaft zu sein, etwas zu tun. Man will ja nicht nur herumsitzen und warten.“ In Repair Cafés oder Fahrradwerkstätten mitarbeiten, Kochkurse leiten, in Seniorenheimen Bewohnern mit Migrationshintergrund vorlesen – da gebe es auch für Neuankömmlinge viele Möglichkeiten.

Doch sollten die Betroffenen möglichst in Bereichen arbeiten, die ihren Neigungen entsprechen, vorher klar festlegen, wie viel Zeit sie investieren wollen und überprüfen, wie weit der Ort der ehrenamtlichen Arbeit vom eigenen Wohnort entfernt liegt. So könnten Enttäuschungen und Überforderung vermieden werden. „Gut vorbereitet ins Ehrenamt“ hieß seine Session daher, Dirani bietet auch bei der Kölner Freiwilligen Agentur eine Gesprächsrunde für Geflüchtete zu diesem Thema an.

Hans-Willi Hermans