Programm

2 Sessel - 1 Thema

Friedrich Nietzsche - Über Wahrheit und Lüge

„In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der »Weltgeschichte«: aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mussten sterben.“
Ein apokalyptischer Text des Jahres 2023?
Mitnichten.
 
Mit diesen Zeilen beginnt Friedrich Nietzsche 1873 seinen Essay „Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne“. In diesem Text weist Nietzsche durch seine Beobachtungen zur Sprache und ihrer Entstehung nach, dass der Mensch durch die Angewiesenheit auf die Sprache im Grunde genommen schon seine Wahrheitsfähigkeit verspielt hat. Die einschlägigen Formulierungen sind drastisch:
„Was ist also Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen, kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden und die nach langem Gebrauch einem Volke fest, kanonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, daß sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen, in Betracht kommen.“
 
Im gemeinsamen Gespräch zwischen dem philosophischen Praktiker Markus Melchers und dem Theologen Harald Steffes wird Nietzsches Sprachkritik aus einem großen Schein in kleine, aber klingende Münze übersetzt.
Soll heißen: zunächst rekonstruiert und dann in den Rahmen seines Gesamtwerks, insbesondere seiner Religionskritik, eingeordnet.
Anschließend wird das Gespräch für Fragen und Anmerkungen der Teilnehmenden geöffnet.

Harald Steffes Markus Melchers

Mo, 15.05. 19-20.30 (2 UStd)

Dieser Kurs kostet 8,00€.
Nr. 6144F

Kartäuserwall

Melanchthon-Akademie

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